Über den Sitz im allgemeinen und im Damensattel


Sie betreten mit Ihrem Pferd die Reitbahn, kontrollieren Sattel und Zaumzeug, sitzen auf und ordnen Ihren Reitrock. Dann reiten Sie im ruhigen Mittelschritt an. Am halblangen Zügel reiten sie erst einige Runden um die Bahn. Dabei nehmen sie richtig Platz, richten sich auf, atmen durch sind ganz auf ihren Sitz konzentriert. Freuen Sie sich aber nebenbei über die entspannte Stimmung, die Sonnenstrahlen die durch die Fenster in die Halle scheinen, über ihr Pferd welches gleichmäßig geht. Vielleicht springt es ja gar über einen der hellen Sonnenstreifen die sich am Boden abzeichnen - und auch da heißt es sitzen!

Mit dem Sitz des Reiters steht und fällt die ganze Reitkunst.

Nur der ruhige, einfühlsame und geschmeidige Sitz lässt präzise Einwirkungen und gekoppelt mit dem richtigen Gefühl, wohldosierte Hilfen zu.

Voraussetzungen:
Gefühl für den eigenen Körper und die Bewegungen des Pferdes.
Körperbeherrschung erlangen durch Selbstdisziplin und richtiges Training.

Ein Pferd kann sich nur unter einem gut d.h. ruhig und unabhängig sitzenden Reiter in seinen Bewegungen richtig entfalten und loslassen. Unruhiger Sitz und dadurch bedingte unruhige Hände wirken störend auf Rücken und Maul des Pferdes. Zwangsläufig wird dadurch das Vertrauen zu seinem Reiter im Sattel gestört oder geht gar ganz verloren. Unwillen und Abstumpfung sind die Folge.

Ruhig sitzen lernen!

Zum Wohle des Pferdes, dass es seinen Reiter im Sattel akzeptiert und sich unter ihm wohlfühlt wird daher eine intensive und fortwährende Sitzschulung für alle Reiter zum Gesetz gleich in welchen Sattel sie steigen. Die Vorzüge die dem Reiter diese Schulung bringen wird er nach und nach kennen lernen.

Den Damensitz können wir heute als sportliche Variante zum Herrensitz sehen. Ein charakterlich geeignetes und richtig ausgebildetes Pferd sowie ein gut verpasster Damensattel, sind ebenso Bedingung wie die gute Figur und die Geschicklichkeit der Reiterin.

Die wichtigsten technischen Punkte des korrekten Sitzes muss man sich verinnerlichen, Gefühl entwickeln für die sich etwas anders anfühlenden Bewegungen des Pferdes. Man sitzt hier „auf dem Pferd“ und nicht „im Pferd“ wie im Herrensitz. Mit eigener Disziplin und Selbstkontrolle mit seinem Lehrmeister Pferd in der Praxis daran arbeiten und sich immer wieder korrigieren lassen. Es ist wichtig regelmäßig jedoch erst einmal wenig von sich abzuverlangen und die Grundlagen, wie ruhigen Sitz und ruhige Hände, richtige Zügelführung und die Einwirkungen mit Gewicht, Schenkel und Zügeln zu festigen.

Es ist wichtig sich über kleine Erfolge zu freuen.

Man sollte fortwährend an sich selbst arbeiten und auf seine Haltung zu Fuß und zu Pferde achten sowie seine Kondition durch Ausgleichsport trainieren. Freuen Sie sich wenn sich Ihre Grundlagenarbeit mehr und mehr festigt und verbessert und Ihr Pferd zufrieden unter Ihnen geht. Freuen Sie sich darauf, wenn sich immer mehr Erfolge eingestellt haben Sie als besondere Belohnung ihr Reitkostüm aus dem Schrank holen können um es mit selbstverständlicher guter Haltung zu tragen.


Fachfragen


Frau Lena Ohlsen schrieb mir:

„Mein Pferd, eine hübsche Schimmelstute, trägt den Damensattel bereits sehr gelassen. Er passt gut und ich sitze darin ausgesprochen bequem. Nun habe ich aber das Gefühl mein Pferd versteht manchmal meine Hilfen nicht. Vor allem habe ich Probleme beim Antraben. Meine Stute reagiert nicht gleich auf die Hilfe und drückt dabei ihre Hinterhand nach rechts, genau wie beim Halten wobei sie ebenfalls ihr rechtes Hinterbein seitlich wegstellt.

Mögliche Fehler:
Ungenaue Gewichtshilfe, zuviel Zügeleinwirkung, der linke Schenkel treibt zuviel, der Reitstock wirkt rechts zu wenig, zu viel oder zu weit hinten.

Korrektur:
Reiten Sie zuerst wieder einige Tage im Herrensattel und stimmen Sie Ihr Pferd erneut gut auf die Gewichtshilfen ab. Sitzen Sie dabei ganz gerade. Wenn Sie antraben wollen richten Sie sich im Oberkörper deutlich auf, geben einen deutlichen Druck mit dem Gewicht (Sitzknochen senkrecht gegen den Sattel drücken) und treiben mit beiden Unterschenkeln energisch vorwärts. Reagiert das Pferd nicht gleich mit frischen Trabtritten so brechen Sie die Hilfe sofort ab und verstärken die Gewichtshilfe, bei einem neuen Versuch, bis es ihr nachkommt. Selbstverständlich dürfen Sie dabei Ihr Pferd nicht durch zuviel Zügeleinwirkung stören!
Wenn Ihr Pferd wieder gut reagiert üben Sie als nächstes das Antraben mit Gewicht und ihrem späteren „Ersatzschenkel“, sprich dem Reitstock. Ihren rechten Unterschenkel strecken sie dabei bewusst etwas nach vorne. Ihr linker Schenkel bleibt am Pferd. Wiederholen Sie das Antraben so einige Male und achten Sie darauf dass das Pferd immer schneller und leichter auf Ihre Gewichtshilfe reagiert und energisch und flüssig antrabt. Waren Sie einige Male erfolgreich so loben sie ihr Pferd mit der Stimme oder auch durch eine kurze Pause am langen Zügel.
Dasselbe praktizieren sie dann im Damensattel. Drücken sie jedoch Ihr linkes Bein nicht zu stark ans Pferd und treiben sie rechts mit dem Reitstock vorne am Gurt. Je besser Sie dabei im Gleichgewicht sind, je ruhiger Sie sitzen, je feiner Ihre Hand wirkt und je präziser und bestimmt Ihre Hilfen ankommen desto schneller und leichter wird sie Ihr Pferd akzeptieren.

Merke:
Erhalte dem Pferde den freudigen Gang, richte es immer wieder gerade und trage dafür Sorge sich selbst und sein Pferd ins Gleichgewicht zu bringen!