Themen aus der Reitlehre für das Reiten im Damensattel


In den nächsten Ausgaben des RID Magazins werden sie fachliche Ratschläge, positive Eindrücke aber auch kritische Überlegungen in einem abwechslungsreichen Text finden zu denen ich ihnen Zeit und Muße beim Lesen und Nachdenken wünsche.


Gedanken zum Reiten in heutiger Zeit

Jeder Ausbilder hat, seinen Schülern gegenüber die Pflicht sie auf den richtigen Weg zu führen indem er ihnen die theoretische und praktische Reitlehre so vermittelt dass sie später ebenfalls verantwortungsvoll handeln. In unserer heutigen Zeit muss man nämlich wichtige Aspekte in Betracht ziehen die zu wenig beachtet werden und schlimmstenfalls verloren gehen. In Zeiten als Pferde in das tägliche Leben des Menschen noch mehr eingebunden waren, spielten diese Dinge sicher eine noch nicht so große Rolle. Meine ersten Gedanken beziehen sich auf den Menschen allgemein und auf jeden Reiter, gleich in welchem Sattel er sitzt.

Wir leben im Computerzeitalter in einer Umwelt in der wir fast nur noch mit Maschinen umgehen.
Warum nur galoppiert das Pferd heute nicht so perfekt an wie gestern?
Suchen wir den Fehler erst bei uns und lernen, dass Pferde nicht programmierbar sind!

Unsere Drähte zur Natur reißen immer mehr ab.
Was waren das für Vögel die so knapp vor meinem Pferd noch im Gras saßen?
Wir dürfen die Natur nicht ignorieren sondern müssen wieder mit ihr leben!

Die Medien überschwemmen uns mit einer Flut von Informationen, was uns müde und oberflächlich werden lässt.
Wir hören im Unterricht nicht mehr richtig zu!
Bevor wir zum Unterricht gehen sollten wir eine Pause einlegen, Radio abschalten, Gedanken ab und umschalten, damit wir uns wieder neu konzentrieren können!

Die Zeit ist knapp.
Es wird schlampig aufgezäumt, zu schnell zu fest angegurtet oder die Boxentüre nicht richtig zugemacht.
Vielleicht könnte man sich die Zeit besser einteilen, sich weniger vornehmen und sich auf das konzentrieren was man gerade tut und verantwortlich handeln, denn mancher unscheinbare Fehler kann auch für andere gefährlich werden!

Wir sitzen zu viel und leiden unter schlechter Körperhaltung.
Auf dem Pferd gibt es Probleme mit dem aufrechten Sitz, die Schultern sind steif, die Hände unruhig, das Pferd wird im Maul gestört.
Wichtig ist unseren Körper fit zu halten, Körpergefühl und Körperkontrolle zu üben!


Dies sind nur einige der häufigsten und denkbar ungünstigsten Vorraussetzungen für den Umgang mit dem Pferde und das Reiten im Allgemeinen und im Besonderen im Damensattel wo noch mehr Körpergefühl und Körperbeherrschung, Geschicklichkeit, Konzentration und vor allem Zeit benötigt wird.


Die Menschen sind naturfremd geworden!
Nicht jeder hat das Glück, wie ich, auf dem Lande zu leben und beim täglichen Reiten durchs Gelände auf dem Weg zur Reitbahn den Zauber aller vier Jahreszeiten an Feldern Wiesen, Büschen und Bäumen hautnah zu erleben. Ein raschelndes Maisfeld kann für manch ein Pferd an manchen Tagen unheimlich erscheinen. Beim Heimritt in der Dämmerung ducken sich Rebhühner auf dem Feldweg und fliegen erst kurz vor den Pferden geräuschvoll hoch. Pferde sind lebende Wesen und ihre Reaktion kann zwar oft voraussehbar, oft aber auch nicht berechenbar sein. Wenn also z.B. ein Auto auf einer kleinen Nebenstraße zu schnell an uns heranfährt darf man mit seinem Pferd keinesfalls überstürzt zur Seite ausweichen. Dadurch fördert man nur den Fluchtinstinkt des Pferdes und es würde bei jedem Motorengeräusch welches von hinten kommt zukünftig nervös werden. Richtig ist, rechts zu reiten und erst, wenn das Fahrzeug abgebremst hat und langsam fährt, ruhig nach rechts auszuweichen um es vorbei zu lassen. Auch ein Feldweg z.B., der von der Mitte aus etwas schräg nach außen abfällt, kann in den frühen Morgen und späteren Abendstunden vom Tau oder nach einem Regen glitschig sein und im Bruchteil einer Sekunde können Pferd und Reiter flach auf der Seite landen.

Naturverbundenheit, Studium der Verhaltensweise des Pferdes, Vertrauen zwischen Reiter und Pferd, ein guter Lehrer, ein gut ausgebildetes Pferd, Zeit, Geduld und Disziplin sind ein paar der wichtigsten Voraussetzungen damit wir überhaupt Reiten richtig lernen können.

Warum ist das Einfache so schwer?
Selbstvertrauen, sich etwas zutrauen ist für einen Reiter eine gute Eigenschaft, Geduld eine noch bessere. Haben wir heute eigentlich noch die Geduld die man für sich als Reiter und für sein Pferd in der Ausbildung benötigt? Wird die Konzentration auf die Grundlagen, wie z.B. regelmäßiges Arbeiten am Sitz, taktmäßiges Reiten in den drei Grundgangarten, oder das Reiten korrekter Figuren vernachlässigt und werden vor allem die Reiter dafür nicht richtig eingewiesen, können als Ergebnis keine guten Bilder, kann nur Kritik und Unzufriedenheit entstehen.

Da die Menschen nicht mehr abwarten können und sich oft selbst überschätzen wird vom Lehrer über vieles Wichtige hinweggesehen um niemanden zu verärgern. In erster Linie sind es aber die Pferde die dann unvernünftiges Handeln ertragen müssen. Oft tun sie trotz schwieriger Umstände treu ihre Pflicht. Die Pferde sollen sich doch aber mit und unter ihrem Reiter wohlfühlen, denn nur so werden sie gerne mitarbeiten.

Beim Besuch einer Zuchtveranstaltung sah ich mir einige der Reitklassen an. Es waren einfache Dressurprüfungen mit den Anforderungen aus der Klasse E und A. und wenige Reiter so zwischen sechs und sieben, Starter pro Prüfung. Ich erlebte verkrampft sitzende Reiter, manche nicht in der Lage unabhängig den Zügel zu führen. Die Hufschlagfiguren musste man erahnen so ungenau wurden sie geritten. Das Siegerpferd war im Hals derart eingerollt, dass das Maul die Brust berührte.
Viele applaudierten laut - wer etwas davon versteht verlässt still die Halle.

Warum ich dies erzähle? Weil wir aus diesen Tatsachen lernen müssen. Ziehen wir eine Parallele zum Reiten im Damensattel. Durch viele Aktivitäten hat diese Art der Reiterei einen Aufschwung genommen. Bei Präsentationen oder Prüfungen zeigen sich immer wieder Reiterinnen im Damensattel. Sie fallen auf durch den anderen, den schwierigeren Sitz und vielleicht durch eine besondere Pferderasse.

Tauchen schon in der allgemein üblichen Reiterei häufig schlimme Fehler auf wie, verspannte, zusammengeschraubte Pferde, falsch oder zu fest verschnallte Zäumungen oder viel zu scharfe Gebisse in unruhigen Händen, so darf dies beim Reiten im Damensattel schlicht und einfach nicht mehr vorkommen. Für diese Art des Reitens muss ein fortgeschrittener Grad der Ausbildung von Reiterin und Pferd erreicht sein, auch wenn Sie nur zu ihrem Vergnügen reiten.

Wie wir jeden Tag in der Praxis sehen ist es schon im Herrensattel eine Kunst einen geschmeidigen und einfühlsamen Sitz zu erlernen. Beim Reiten im Damensattel handelt es sich aber um eine noch speziellere Kunstform des Reitens, auch schon bei geringen Anforderungen, wo absolutes Bewegungs- und Körpergefühl nötig ist. Es fängt immer beim Reiter an! Die wichtigste Grundlage ist der Sitz!


In der nächsten Ausgabe lesen Sie „Über die Wichtigkeit der Körperschulung, des richtige Sitzes im Damensattel und die Einwirkungen der Reiterin.“


Fachfragen


Frau Birgit Rieck aus Berlin fragt:

Meinem Pferd fällt unter dem Damensattel die Traversale nach links schwerer. Der Wallach geht dabei nicht mehr vorwärts und die Bewegung fühlt sich anders an.

Das Pferd ist in der Traversale in seiner ganzen Längsachse gebogen. Es muss in vollkommenen Gleichgewicht sein und sich selbst tragen. Nur so kann es schwungvoll vorwärts seitwärts übertreten. Gründe für Wiedersetzlichkeiten sind unbewusste falsche Gewichtsverlagerungen der Reiterin und ein Verdrehen des Oberkörpers. Gleichzeitige zu starke Anlehnung oder Ziehen am inneren Zügel stören das Pferd so stark in seiner freien Vorwärtsbewegung, dass es sich verhält oder gar nicht mehr seitlich gehen will. Die Reiterin muss überdeutlich gerade sitzen und die richtige Bewegung im Vergleich zur Rechtstraversale erfühlen, das Pferd, allerdings ohne Aufgabe der Anlehnung, gehen lassen und es nicht mit den Zügeln einschrauben. Bevor ein Pferd Traversalverschiebungen nicht im Gleichgewicht und Selbsthaltung, mit minimalen Hilfen geht, ist es sinnlos diese im Damensattel reiten zu wollen.


Frau Maren Hilscher aus Ebersberg, Bayern hat zwei Fragen:

1.) Ich besitze ein junges Islandpferd welches sehr nervös ist. Gibt es die Chance, dass ich es mit dem Damensattel reiten kann?

Lassen Sie sich in erster Linie genügend Zeit bei der Ausbildung. Beschäftigen Sie sich täglich mit Ihrem Pferd und warten Sie ab, bis es in allen Gangarten regelmäßig und im Takt geht. Legen Sie genügend Pausen ein. Wird Ihr Pferd unruhig oder fängt stärker an zu schwitzen reiten Sie Schritt lassen es aber weiterhin an den Gewichts-Schenkel- und Zügelhilfen. Beruhigen Sie es bei Spannungen immer wieder mit der Stimme. Zeigen Sie ihm viel, auch im Gelände. Erst wenn es Vertrauen hat, an Ihren Hilfen bleibt und es nicht mehr hektisch und ungeregelt wird können Sie anfangen Ihr Pferd an den Damensattel zu gewöhnen. Allerdings kann auch ein Mineralstoffmangel, (Zink, Selen, Magnesium), ein zusätzlicher Grund für nervöse Unruhe bei Pferden sein.

2.) Wie komme ich zu einer Vorlage für ein einfacheres isländisches Kostüm, da ich meine Islandpferde auf einer Präsentation reiten möchte.

Da Sie sich eine ländliche, einfachere Tracht vorstellen, schauen Sie zunächst in einer größeren Stadtbibliothek nach einem umfangreichen Kostümbuch in dem auch nordeuropäische Trachten abgebildet sind. Wie Deutschland hat sicher auch Island verschiedene Landestrachten. Suchen Sie sich aus was Ihnen gefällt. Die charakteristischen Details können von einer Schneiderin dann nachempfunden und ausgearbeitet werden. Vornehmere Isländer waren sicher an den Stil nordeuropäischer Adelshäuser und, mit Ausnahme kleiner landestypischen Besonderheiten, an den bekannten europäischen Stilepochen orientiert.