Im Damensattel stellen und biegen


Dorothee Baumann-Pellny war langjährige Schülerin von Egon von Neindorff, in dessen Reitinstitut sie 35 Jahre lang bei den Festabenden klassischer Reitkunst mitwirkte. Sylvia Theel-Wolk sprach mit ihr über ihr Spetzialgebiet, das Reiten im Damensattel.

Wie wird Stellung und Biegung im Damensattel geritten?

Im Grunde sind es fast die gleichen Hilfen wie im Herrensattel. Aber ich betone, dass richtige Stellung und Biegung vom Damensattel aus nur mit einem absolut durchlässigen und solide ausgebildeten Pferd möglich sind. Das Reiten im Seitsattel ist für mich heute eher eine ergänzende Reitart.

Die dafür notwendige Durchlässigkeit wird wiederum nur durch richtiges Stellen und Biegen erreicht. Stellung und Biegung wird in der Ausbildung nach meiner Beobachtung oft zu früh, falsch oder zu viel geritten. Ein Pferd das bereits korrekt von hinten nach vorn an beide Zügel herantritt, wird auf Stellung und seitlich biegende Hilfen besser reagieren.

Was muss dabei besonders beachtet werden?

Im Damensattel sitzt die Reiterin nicht im, sondern mittig auf dem Pferd. Den rechten Schenkel ersetzt ein Stöckchen oder eine Gerte. Nur ein Pferd das fein an den Hilfen steht, kann darauf auch direkt reagieren. Das Pferd muss für den Damensattel erst einmal "vorgebildet" sein. Das heißt es muss gelernt haben die reiterlichen Hilfen gehorsam anzunehmen, wie zum Beispiel die im Damensattel meist auf der rechten Pferdeseite anstelle des Beines platzierte Gerte.

Bei einer Linksbiegung beispielsweise, wird das Pferd wie üblich nach innen gestellt und um den Schenkel gebogen. Die Gerte übernimmt zwei bis drei Handbreit hinter dem Sattelgurt den verwahrenden Part auf der äußeren Seite. Die äußere Hand wird tiefer gestellt, um diese Schulter des Pferdes zusätzlich einzurahmen.

Werden die Pferde auch unter dem Damensattel in Stellung und Biegung ausgebildet?

Grundsätzlich ist eine solide Ausbildung im Herrensattel Voraussetzung. Ab Klasse L/M kann man das Pferd an den Damensattel gewöhnen. Besonders wichtig dabei sind feine Hilfen und richtiges Biegen. Grobe Fehler sollten im Herrensattel korrigiert werden.

Glauben Sie mit einem entsprechend ausgebildeten Pferd könnte man auch einen Grand Prix im Damensattel reiten?

Reiten im Damensattel hat viel mit Geschicklichkeit und Reitergefühl zu tun. Bei einem entsprechend ausgebildeten Pferd sollte auch das Reiten eines Grand Prix grundsätzlich möglich sein. Es gibt hier allerdings einige Höchstschwierigkeiten, denken Sie an die Zickzacktraversalen. Hierzu bedarf es dann schon eines ganz besonders geschmeidigen, durchlässigen und gehorsamen Pferdes.