„Reiten ist Lebenseinstellung“


[…] Unter ehrlichem Reiten verstehe ich eine Ausbildung ohne Zeitdruck, mit systematischem Aufbau, bei dem Gebäude, Lern- und Leistungsvermögen des Pferds berücksichtigt werden. Neben der Zeit, die das Pferd für seine geistige und körperliche Entwicklung braucht, bedarf es einer behutsamen Herangehensweise an jede Übung. Daher ist mir besonders die Ausbildung junger Pferde wichtig.

Reiten ist aber auch Konzentration und braucht Ernsthaftigkeit. Es verlangt, das eigene Ego zu einem gewissen Grad zu überwinden, sonst wird das Pferd mitunter zum Mittel der Machtdemonstration: Je spektakulärer mein Pferd, desto mehr falle ich auf. Falscher Ehrgeiz treibt den unreifen Reiter dazu, Grenzen des Pferds zu überschreiten.

Mit Sorge betrachte ich in dieser Hinsicht das moderne Sportreiten, denn die Präsentation heutiger Dressurpferde entbehrt jeder Natürlichkeit. Ein Teufelskreis ist entstanden: Wer anders reitet, fällt durchs Raster. Viele Turnierpferde etwa zeigen übertriebene Schwungentwicklung und aus hoher Spannung erzeugtes unnatürliches Werfen der Beine. Dabei ist kaum noch Individualität erkennbar. Und so versinkt das Spektakuläre bereits wieder in Monotonie.

Ich plädiere dafür, ein Pferd wieder auf natürliche, entspannte Art und Weise vorzustellen und ganz besonders junge Pferde nur leicht versammelt und ohne exaltierte Gänge zu reiten. Ein Pferd sollte nur mehr in wenigen Prüfungen und nur zur Überprüfung seines Ausbildungsstandes dem Fachkundigen vorgestellt werden. Reiten sollte nicht allein den sportlichen Wettbewerb zum Ziel haben, sondern es sollte vielmehr der Schulung anständigen Umgangs untereinander und der fairen Zusammenarbeit mit einem lebenden Wesen dienen. […]