Rittigkeit und Eignung des Asil-Arabers


Die verbreitete Meinung, daß ein Pygmäe kein Mensch ist, daß ein Pony kein Pferd ist, daß "Exoten" - Menschen anderer Rasse und Hautfarbe - Menschen dritter Klasse sind, daß das „Exotische Pferd" keine nennenswerten Fähigkeiten besitzt, daß Einheimische aber das Nonplusultra der Schöpfung wären, diese Meinung verändert sich nun glücklicherweise, zwar langsam, aber stetig.

Denn so, wie die Wissenschaft den Ursprung der Menschheit immer mehr in Afrika sucht, so sollte der Mensch sich fragen, warum man für die Veredelung aller einheimischen Rassen die älteste Pferderasse der Welt, den asilen Araber, ausgesucht hat.

Nur durch die Veredelung mit arabischem Blut war es möglich, das Europäische Warmblutpferd auf das Niveau der heutigen Zeit zu bringen. Wenn das Warmblutpferd schon ein so hohes Niveau hat, wie hoch ist dann erst das der Araber selbst?

Daher sollte sich auch der Berufsreiter nicht nur einseitig auf den Umgang mit Warmblütern beschränken, sondern zur Schulung seines Gefühls auch mit verschiedenen Blutpferderassen arbeiten, angeführt vom asilen Araber.

In meiner Berufslaufbahn konnte ich immer wieder feststellen, daß hoch im Blut stehende Pferde nur mit guten Lehrern zusammenarbeiten. Einem dilettantischen Wirken widerspricht z.B. der charakterstarke Araber auf seine Weise.

Als der Hengst Moneera-Siptah, im Besitz und aus der Zucht von Ute und Georg Thierer, Gestüt Moneera, vor zweieinhalb Jahren zu mir in Ausbildung kam, war er gerade leicht angeritten.

Sein Eifer, sein klarer Kopf und seine schnelle Auffassungsgabe haben es möglich gemacht, daß seine Ausbildung in der Campagneschule fast abgeschlossen ist. Vieles lernte er leicht, weil er die Anlage dazu schon mitbrachte. Das, was ihm nicht so lag, lernte er dennoch sehr schnell durch die gute, lange und gewissenhafte Grundausbildung in Takt und Tempo, Losgelassenheit und Anlehnung in den drei natürlichen Gangarten. Ich mußte ihm sogar da und dort eine Pause gönnen, um ihn nicht zu überfordern. Sein Charakter, sein rassetypisches arabisches Wesen hat es ihm ermöglicht, nebenbei Piaffetritte und sogar Passageansätze kennenzulernen, wobei man immer berücksichtigen muß, daß er erst sieben Jahre alt ist. Einen großen Teil seiner bisherigen Ausbildung nahm die Arbeit an der Hand ein. Gerade in diesem Ausbildungsabschnitt, in dem es ein leichtes für ihn wäre, nein zu sagen, sagte er immer ja zu meiner Art, ihn zu unterrichten, und eben dies ist der Grund seines Lernerfolgs.

Mein Wunsch für die Zukunft wäre, nur Pferde mit den Qualitäten, wie sie die asilen Araber besitzen, arbeiten zu dürfen.